Im Gespräch mit Juliane Helm über Vitamine

Im Gespräch mit Juliane Helm über Vitamine

Juliane Helm hat Lebensmittelwissenschaften und Ernährungstherapie studiert. Seit 2 Jahren arbeitet sie als Ernährungstherapeutin für eine Ernährungsmedizinerin in Falkensee. Dort führt sie individuelle Ernährungsberatungen durch und betreut Gruppen im Rahmen von Ernährungskursen zur gesunden Ernährung und Abnehmen.

 

Wofür braucht unser Körper Vitamine?

Allgemein sind Vitamine essenziell für unsere Gesundheit, ohne Vitamine gäbe es kein Leben (vita bedeutet Leben) und das macht darauf aufmerksam wie wichtig Vitamine für unseren Stoffwechsel und alle Körperfunktionen sing. Sie sorgen für einen reibungslosen Ablauf unserer Stoffwechselvorgänge und erfüllen dabei viele lebenswichtige Funktionen. Bis auf wenige Mengen B3 und D können wir sie nicht selbst bilden und sind somit auf ihre Zufuhr von außen angewiesen.

 
Ist es heutzutage leicht alle wichtigen Vitamine und Mineralstoffe über die Nahrung aufzunehmen?

Hier scheiden sich immer die Geister, denn wenn man sich abwechslungsreich und mit frischen Lebensmitteln ernährt, ist es möglich sich mit dem zu versorgen, was man braucht. Um das allerdings genau zu errechnen, müsste man die Lebensmittel sowie die Böden untersuchen. Wenn der Speiseplan mit industriellen und verarbeiten Lebensmitteln gefüllt ist oder der Körper großem Stress ausgesetzt ist, erhöht sich der Bedarf verschiedener Vitamine und Mineralstoffe. Es ist ebenfalls wichtig zu überdenken: Wie lebe ich? Gerade in der heutigen Welt sind Umweltgifte und Schwermetalle allgegenwärtig, was den Bedarf an Mineralstoffen erhöht, da Schwermetalle im Körper die Transportwege für Mineralstoffe in die Zellen blockieren können.

Nahrungsergänzungsmittel können zwar keine ausgewogene Ernährung ersetzen, können aber dabei helfen, die aufgrund schlechter Essgewohnheiten (hoch industriell verarbeitete Lebensmittel, Fertigprodukte, Fast Food enthalten reichlich Kalorien aber kaum Vitamine und Mineralstoffe) suboptimaler Anbau- und industrieller Verarbeitungsmethoden und durch Eliminierung einzelner Lebensmittelgruppen (Abneigungen, Veganismus, Crash-Diäten) entstehenden Nährstofflücken zu decken.

Gerade bei Vitamin D ist es praktisch nicht möglich, dies allein durch die Nahrung aufzunehmen, hier müsste man zB mehrere Avocados, etwa 15 Eier oder 1 Kilo Shiitake Pilze pro Tag essen. Forschungsergebnisse zeigen, dass die Mehrheit (nicht nur in den Wintermonaten, sondern ganzjährig) zusätzlich Vitamin D benötigt, bzw. einen Mangel hat. Hier erwähne ich gerne Prof. Dr. med. Spitz, der sich besonders mit dem Thema Vitamin D und seiner Wichtigkeit auseinandergesetzt hat (1).

 

Wann sollten wir supplementieren?

Ganz pauschal kann gesagt werden, je bunter und abwechslungsreicher man isst, desto besser - hier empfehle ich immer den „Regenbogen zu essen“. Je dunkler die Farbe vom Obst oder Gemüse, desto bester, z.B. hat eine violette Zwiebel mehr sekundäre Pflanzenstoffe als eine weiße (2).

Gerade Vitamin D nehme ich selbst schon sehr lange und ich empfehle es auch meinen Patienten. Am besten ist es hier ein Blutbild machen zu lassen, um zu sehen, ob man einen Mangel hat, denn gerade hier sollte anfangs hoch dosiert werden, um die leeren Speicher aufzufüllen. Am besten ist davor jedoch die Rücksprache mit dem behandelnden Arzt.

Was ebenfalls weit verbreitet ist, wenn man sich vegetarisch oder vegan ernährt, ist ein Mangel an Vitamin B12. Es ist wichtig für unser Nervensystem und ein Mangel kann dramatische Folgen haben. Heutzutage sind einige Lebensmittel bzw. pflanzliche Ersatzprodukte bereits mit Vitamin B12 angereichert, um einen Mangel vorzubeugen, daher empfiehlt sich auch hier ein Blutbild machen zu lassen. Was aber viele oft nicht wissen: Wir sind in der Lage Vitamin B12 zu speichern, die Speicher eines Erwachsenen reichen sogar 3-4 Jahre, was bedeutet, dass ein Mangel oft sehr lange nicht sichtbar ist. Auch eine gestörte Darmflora (s.g. Dünndarmfehlbesiedelung) kann ursächlich für einen B12 Mangel sein, in diesem Fall ist es wichtig, erst einmal die Darmflora auf Vordermann zu bringen. 

Ratsam sind Supplemente bei einem medizinisch nachgewiesenen Mangel durch Krankheiten, wie z.B. bei chronisch-entzündlichen Erkrankungen des Bewegungsapparates (rheumatoider Arthritis, Morbus Bechterew), des Darms (Colitis Ulcerosa, Morbus Crohn), der Schilddrüse (Hashimoto Thyreoidites) und Resorptionsstörungen (Dysbiose, Leaky-Gut, Mangel an Cofaktoren/Enzymen).

Auch bei erhöhtem Bedarf, während Schwangerschaft und Stillzeit (Eisen, Folsäure), bei Sportlern (Magnesium und mineralstoffreiches Wasser), Rauchern (Vitamin C), bei der Einnahme bestimmter Medikamente, im hohen Alter, nach Unfällen/Operationen und in Belastungssituationen/Stress ist eine Supplementation von Mikronährstoffen ggf. sinnvoll.

Beim Eiweiß liegt die Zufurhempfehlung für gesunde Erwachsene bei 0.8 g pro Kilogramm Körpergewicht (3).  Sportlern wird je nach Intensität und Art des Trainings eine Aufnahme von 1.5 bis 2 g pro kg Körpergewicht empfohlen. Wenn man es hier nicht schafft, dies über die Lebensmittel zu decken, kann man auch hier auf eine Supplementierung zurückgreifen.


Was sind die wichtigsten Vitamine/Enzyme/Pflanzenstoffe für uns?

Tatsächlich ALLE! Das Zusammenspiel ist entscheidend. Jedes Vitamin hat seine Relevanz und übernimmt meist synergetisch mit anderen Vitaminen und/oder Mineralstoffen und Spurenelementen bestimmte Aufgaben im Stoffwechsel, welche dabei wiederum durch Enzyme katalysiert und durch Antioxidantien „recycelt“ werden.

Von der Augengesundheit, der Blutbildung und -gerinnung, dem Knochenbau, der Wundheilung über das Nerven- und Immunsystem bis hin zur Zellatmung u.v.m. – für all diese Dinge benötigen wir Vitamine, Mineralstoffe, Enzyme und Pflanzenstoffe.

Daher stellt „Urquelle“ ein gelungenes Multi-Präparat dar und ist insbesondere für Veganer sehr interessant. Die Zusammensetzung von "Urquelle" ist umfangreich, es enthält ein riesiges Nährstoffspektrum und eine große Menge an Vitamin B12 - oft wird vom Körper nur ein Bruchteil tatsächlich verwertet, weshalb größere Mengen notwendig sein können (4).

 


Gibt es noch etwas das du zu diesem Thema teilen möchtest?

Es ist wichtig auf seinen Körper zu hören, und mit ganz viel Achtsamkeit wieder zu spüren was uns tatsächlich guttut und was wir brauchen. Ich lege es jedem ans Herzen ein ganzheitliches Gesundheitsbewusstsein zu entwickeln. Man kann eine schlechte Lebensweise nicht mit Nahrungsergänzungsmitteln ausgleichen. Es ist wichtig, sich gesund zu ernähren, aber auch die Psyche spielt eine große Rolle für die Gesundheit und körperliches Wohlbefinden - weshalb ich mit meinen Patienten nicht nur die Ernährung, sondern auch den Lebensstil und ihre Gewohnheiten bespreche.

Vorsicht ist geboten bei Menschen mit onkologischen Erkrankungen, hier ist die Einnahme von NEM zwar i.d.R. wegen der s.g. inflammatorischen Stoffwechsellage (Tumorkachexie) und häufig auftretender Mangelernährung durch Appetitlosigkeit, Schluckstörungen, Schmerzen und gastrointestinale Störungen sinnvoll und indiziert aber diese sollte grundsätzlich immer mit dem behandelnden Arzt/Onkologen und einer Ernährungsfachkraft abgesprochen werden, denn unter Umständen können einige Nahrungsergänzungsmittel sogar schaden, indem sie entweder die Wirksamkeit von Krebstherapien, wie Chemo- oder Strahlentherapien abschwächen (Antioxidanzien) oder - wenn zu viel davon im Körper vorhanden ist - das Wachstum von Tumorzellen stimulieren und beschleunigen (B12, Folsäure).

 

Hier findest du die Internetseite der Praxis:   http://www.ernährungsmedizin-falkensee.de

Im Gespräch mit Juliane Helm über Vitamine